Ein positives Resümee zieht die Fachtagung #additivefertigung: Metall in bestForm, die am 26. und 27. Oktober 2022 in Essen mit fast 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stattgefunden hat.
Rund 25 Fachvorträge und Business Cases stellten Lösungen für die Additive Fertigung (Additive Manufacturing, kurz AM) vor. Zum einen wurden dabei die Vorteile von AM präsentiert, nämlich kürzeres Time-to-Market, „On-Demand“-Fertigung mit weniger Lagerhaltung, mehr Flexibilität und höhere Effizienz. Zum anderen ließen die Fachvorträge und Business Cases der Fachtagung aber auch einen Blick hinter die Kulissen zu und zeigten, welche Innovationen derzeit am Markt zukunftsweisend und Erfolg versprechend sind.
So berichtete Ralf Boywitt in seinem Vortrag „Herstellung moderner metallischer Komponenten durch Kombination von additiver Fertigung und Schweißen“ von hervorragenden Forschungsergebnissen mittels Rührreibschweißen, Reibschweißen und Metallschutzgasschweißen, wenn es um das Fügen von AM-Bauteilen geht. Ralf Boywitt ist Fachbereichsleiter Forschung und Entwicklung bei Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt Berlin-Brandenburg.
Außerdem diskutierten Expertinnen und Experten aus der Branche am Ende des ersten Veranstaltungstages intensiv über die Handlungsfelder, die sich aus dem expandierenden Markt der additiven Fertigung ergeben. Dabei ging es vor allem um Qualitätssicherung, Qualifizierung und Förderung.
„Abseits von dem Prozessverständnis bei den additiven Fertigungsverfahren gibt es in der Qualitätssicherung noch viel zu tun“, bestätigt Holger Zernitz vom DIN-Normenausschuss Schweißen und verwandte Verfahren (NAS). „Es muss geprüft werden, inwiefern die Regeln und Normen zur additiven Fertigung sich an den bestehenden Standards – zum Beispiel zum Schweißen – orientieren können.“
Dies betreffe jedoch nicht nur die Standards zur Qualitätssicherung, sondern auch solche zur Aus- und Weiterbildung von Fachkräften. Marvin Keinert M. Sc., Experte für AM im DVS, dazu: „Der DVS hat bereits vor Jahren zwei wegweisende Richtlinien zur Aus- und Weiterbildung für Fachkräfte in diesem Bereich mit dem Bezug zum Stand der Technik überarbeitet und neu geschaffen.“
Gemeint sind die Richtlinien DVS 3601-1 „Fachkraft für additive Fertigungsverfahren – Fachrichtung Kunststoff“ und DVS 3602-1 „Fachkraft für additive Fertigungsverfahren – Fachrichtung Metall“. Letzere hat der DVS erstmalig im Oktober 2014 veröffentlicht, sie liegt aktuell in der Fassung von Juni 2020 vor. Die Lehrgänge nach diesen Richtlinien vermitteln eine grundlegende Qualifikation auf dem Gebiet der additiven Fertigung.
Darüber hinaus sei ein weiteres Handlungsfeld, die Innovationskraft in Deutschland weiter zu fördern. Eine geeignete Maßnahme in diesem Zusammenhang sei, junge Talente zu fördern und ihnen Mittel für Forschungsvorhaben zu geben. Marvin Keinert verweist hier auf das Förderprogramm „DVS/IIW-Young Professionals“, mit dem der DVS seit 2009 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Berufseinsteiger unterstützt.
Samuel Mann vom Institut für Schweißtechnik und Fügetechnik (ISF) an der RWTH Aachen bestätigt dies. Er selbst habe auf vielfältige Weise durch die Förderung als „Young Professional“ vom DVS profitiert. Als Besucher und Vortragender der Fachtagung in Essen stellte er das erfolgreiche Start-up-Projekt PA-Labs in der Präsentation „PA-Labs – BMWK Exist Start-up-Förderung im Bereich DED-Arc“ vor.
Interessante Links:
Arbeitsgruppe „Additive Fertigung“ (AG V12) im Ausschuss für Technik des DVS
Fachausschuss „Additve Fertigung“ (FA 13) in der DVS Forschung
Fachkraft für Additive Fertigungsverfahren werden
Bildquelle: DVS